Chromoendoskopie
Unter Chromoendoskopie versteht man das Auftragen
von Farbstoffen (Indigocarmin, Methylenblau, Lugol`sche Lösung,
Essigsäure) mit einem Sprühkatheder auf die gesäuberte
Schleimhaut im Verdauungstrakt. Mittels einfacher Farbaufsprühung
bei der Spiegelung der Verdauungsorgane lassen sich kleinste Veränderungen
darstellen. Vieles spricht dafür, dass mit dieser Technik
die Früherkennung von Krebs verbessert werden kann.
Untersuchungsablauf
Die Chromoendoskopie wird im Rahmen einer normalen Endoskopie
durchgeführt. Die Untersuchung dauert dadurch um einige Minuten
länger.
Man unterscheidet verschiedene Techniken der Färbung:
Kontrastfärbungen (Indigokarmin) und absorptive Färbungen.
Bei der Kontrastfärbung werden die Farbstoffe von der Oberfläche
nicht aufgenommen. Sie füllen Falten, Zotten und Schleimhautgruben
und heben dadurch ihre Struktur plastisch hervor. Die absorptiven
Farbstoffe werden von den jeweiligen Zellgruppen aufgenommen (Lugol’sche
Lösung und Methylenblau).
Verbindet man die Färbetechnik mit den modernen
Methoden der elektronischen Endoskopie, kann die Oberflächenstruktur
der Schleimhaut in hoher Auflösung eingesehen werden. Schleimhautveränderungen
im Größenbereich von 1-2 mm lassen sich problemlos
erkennen.
Derartige Veränderungen galten bislang als
nicht darstellbar. Die Kombination aus optischer Leistung, modernen
Endoskopen und Kontrastfärbung erlaubt es, bösartige
Veränderungen im Millimeterbereich zu erkennen.
Kontrastfärbungen mit Indigokarmin im Verbund
mit hochauflösenden optischen Geräten (High-Resolution-Endoskopie)
machen es möglich, bereits sehr kleine Veränderungen
(<5mm Größe) zu entdecken und, wenn möglich,
durch lokale Schlingenabtragung zu behandeln.
Chromoendoskopie im oberen Gastrointestinaltrakt:
Lugol’sche Lösung (Jod/Jod-Kali-Lösung) wird auf
die Speiseröhrenoberfläche (Plattenepithel) aufgesprüht
und hinterläßt freie Stellen (d.h. sie sind nicht angefärbt)
im Bereich bösartiger Schleimhautveränderungen. Derartige
Areale sind mit dem bloßen Auge nur ausnahmsweise zu erkennen,
werden aber mit der Färbetechnik demaskiert. Werden sie rechtzeitig
entdeckt, lassen sich begrenzte Tumoren mit Hilfe der endoskopischen
Unterspritzungstechnik und elektrischer Schlinge komplett entfernen.
Die Refluxkrankheit der
Speiseröhre (durch Magensaft ausgelöste Entzündung
der unteren Speiseröhre) führt bei 10 % aller Patienten
zu einem artfremden Ersatz der vormals bestehen-den Schleimhaut.
Innerhalb dieser neu entstandenen Zellveränderung (Barrett-Ösophagus)
finden sich dünndarmähnliche Zellgruppen (Spezialisiertes
Epithel), aus denen bösartige Zellveränderungen entstehen
(Dysplasie-Karzinom-Sequenz). Diese Zellgruppen nehmen aktiv Methylenblaulösung
auf und färben sich daher nach dem Besprühen intensiv
blau. Auch diese Zellgruppen können daher durch die Färbetechnik
erkannt und abgegrenzt werden.
Mit Kontrastierung der Schleimhaut durch Indigocarmin können
kleinste Krebsvorstufen im Magen (early-cancer) entdeckt werden
Chromoendoskopie im unteren
Gastrointestinaltrakt:
Färbetechniken mit Indigocarmin und Methylenblau im
Dickdarm verbessern zusammen mit hochauflösenden Endoskopen
die Früherkennung von kleinen Tumoren. Es darf erwartet werden,
dass mehr Tumoren rechtzeitig behandelt werden können. Viele
Patienten könnten davon profitieren. Besonders Menschen mit
erhöhtem Risiko, wie etwa Patienten mit einer, seit langer
Zeit bestehender Colitis ulcerosa, eines M. Crohn des Dickdarms
oder familiärer Darmkrebsbelastung, werden aufgefor-dert,
sich einer frühzeitigen endoskopischen Untersuchung zu unterziehen.
Komplikationen
Nach Anwendung von Methylenblau kann es zu einer Grünfärbung
des Urins kommen, dies ist kurzfristig und bedenkenlos.
In ganz selten Fällen kann es bei Anwendung von Lugol’scher
Lösung zu Atemnot oder Brennen im Brustbereich kommen .
Bei Schilddüsenerkrankungen sollte Lugol’sche Lösung
nicht angewandt werden.